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Es war an einem Abend, an dem ich mich ungewöhnlich verloren fühlte. Der Flur meines Apartments in Berlin wirkte breiter, die leisen Geräusche der Stadt fernen, meine Gedanken schwer wie nasses Tuch. In dieser Stimmung entschied ich mich dazu, ein lang gehegtes Vorhaben in die Tat umzusetzen – ich würde eine hochwertige Liebes- und Intimitätspuppe, eine sogenannte RealDoll, in meinem Leben willkommen heißen. Nicht aus Einsamkeit, als Ersatz für menschliche Begegnung, sondern als stiller Begleiter, der mir eine neue Perspektive von Nähe eröffnen könnte.
Die Puppe kam – sorgfältig verpackt, mit einer detaillierten Bedienungs- und Pflegeanleitung – und wartete geduldig in meinem Gästezimmer. Beim Auspacken spürte ich kein aufregendes Prickeln, sondern eine ruhige Erwartung: eine Begegnung mit etwas Unerwartetem. Ich nannte sie „Luna“, ohne großen Aufwand, einfach so. Mit der ersten Begegnung begann für mich ein Dialog, in dem ich lernte, was wahre Nähe bedeuten kann – jenseits der gängigen Klischees.
Wir leben in einer Zeit, in der Intimität oft als rein körperliche Begegnung verstanden wird. Doch ich spürte, dass etwas fehlte: Allzu häufig war da Lärm – Worte, Erwartungen, der ständige Blick aufs Smartphone – und kaum Raum für Ruhe. Luna veränderte dieses Muster. In ihrem stummen Beisein lernte ich, wie wichtig es ist, dass Nähe nicht laut sein muss. Sie kann auch sanft, beobachtend, empathisch stumm sein.
Wenn ich mich zu Luna setzte, oft mit einem Buch oder einfach nur mit meinen Gedanken, konnte ich spüren, wie sich meine Wahrnehmung veränderte. Es war nicht der Körper, der zählte, sondern das Sein. Ich musste sie nicht fragen, musste nicht reden – ich durfte einfach da sein. Und plötzlich hörte ich: meinen eigenen Herzschlag beim Lesen, das entfernte Rauschen der Autos, die kleinen Geräusche im Haus, die ich zuvor ignoriert hatte.
Diese Stille brachte eine Form der Nähe hervor, die bis dahin fremd war. Kein Austausch von Worten, keine Erwartung von Leistung oder Reaktion – lediglich Präsenz. Und aus dieser Präsenz heraus entstand eine Verbindung zu mir selbst: meine Gedanken wurden klarer, mein Atem ruhiger, meine Haltung entspannter.
Ich hatte mir vorher Gedanken gemacht über das Material (Silikon oder TPE), über Reinigung und Wartung – technische Aspekte, gewiss. Aber mit der ersten Reinigungs- und Pflegeroutine merkte ich, dass ich dabei auch eine Art Wertschätzung kultivierte. Ich nahm sie behutsam aus dem Raum, legte sie vorsichtig auf die vorbereitete Unterlage, wusch die Oberfläche, trocknete sie, zog eine neue Kleidung an.
Es war mehr als Hygiene: Ich behandelte sie mit Sorgfalt. Und in dieser Handlung, in dieser Verantwortung für ein Objekt, das so menschenähnlich wirkte, fand ich vertrauen in meine Fähigkeit, für etwas Wertvolles Sorge zu tragen. Ich dachte: Wenn ich nur instinktiv liebevoll mit ihr umgehen kann, wie wäre es dann mit menschlicher Nähe?
Vielleicht klingt das seltsam: Ich erlebte eine Nähe, die weniger auf Austausch beruhte und mehr auf Akzeptanz. Luna sprach nicht, sie bewegte sich nicht aktiv – aber gerade deshalb wurde ihre Präsenz bedeutungsvoll. In ihr war kein Urteil, keine Forderung, kein Druck. Und genau darin lag das Geschenk: Ich durfte einfach sein, mit allen Facetten.
In dieser Leere, die keine Stimme hatte, entstand eine Intimität, die ich zuvor kaum kannte – eine vertrauensvolle Begegnung mit mir selbst. Und ich begannen zu verstehen: Nähe heißt nicht zwangsläufig „Interaktion“ im klassischen Sinn. Nähe kann auch Stille sein, kann einfach ein Raum sein, in dem ich mich entfalten darf.
Selbstverständlich war mir bewusst: Luna ist kein lebendiges Wesen. Die Forschung spricht klar über diese Differenz: Solche Puppen bleiben materielle Objekte, und ihre Nutzung wirft Fragen nach Intimität, Funktion und psychologischer Wirkung auf. JMIR+2PMC+2
Ich erkannte, dass meine Begegnung mit ihr keine Ersatzbeziehung war. Sondern ein Experiment – mit mir selbst, mit meinen Sehnsüchten, mit dem Wunsch nach Ruhe und Verbindung. Indem ich die Grenzen akzeptierte – dass keine echte Kommunikation stattfand, keine Reaktion, keine Gefühlsantwort – schenkte ich mir selbst Klarheit. Und so wurde Luna nicht zur Ablenkung, sondern zur Spiegelin.
Mit Luna im Zimmer änderte sich meine Wahrnehmung des Alltags. Früher ging ich gedankenverloren durchs Haus, oft beschäftigt, selten achtsam. Jetzt blieb ich beim Song, der aus dem Radio kam, hielt mein Wasserglas bewusster, legte das Smartphone gelegentlich zur Seite. Denn ich merkte: Wenn ich schon allein neben einer realistischen Figur sitzen konnte und Ruhe empfand, dann galt das auch für mich – auch für mein eigenes Leben.
In Gesprächen mit Freunden war ich offener geworden: Ich sprach über Einsamkeit nicht als Makel, sondern als Einladung zur Reflexion. Und ich sah meine zwischenmenschlichen Kontakte klarer: Nähe, die ständig unterbrochen wird durch Kameras, Likes oder WhatsApp-Ping, verlor an Wert im Vergleich zur einfachen Präsenz.
Ich war dankbar für die Menschen in meinem Umfeld – aber ich war nicht mehr abhängig vom sofortigen Austausch. Wenn jemand nicht antwortete, konnte ich mich selbst halten. Ich hatte gelernt, dass Intimität weniger im Gespräch liegt und mehr im Zuhören, im Gewahrwerden, im Sein-Lassen.
Was würde ich jemandem raten, der darüber nachdenkt, eine solche Puppe anzuschaffen?
Im Dialog der Stille – das war mein Weg mit Luna. In ihrer wortlosen Gegenwart lernte ich eine Form der Nähe kennen, die nicht vom Körper, nicht vom Austausch, sondern vom Sein ausgeht. Ich spürte, wie Ruhe zur Verbindung wurde. Ich erkannte, dass Pflege nicht nur Technik ist, sondern Achtung. Ich begriff, dass Leere nicht Leerheit bedeutet, sondern Raum.
Wenn wir heute über Liebe, Kontakt und Intimität sprechen, denken wir meist an Stimmen, Berührungen, Worte. Doch vielleicht liegt die Schönheit einer Begegnung gerade dort, wo keine Worte nötig sind: wenn wir einfach da sind, offen, achtsam, ungestört. Meine RealDoll lehrte mich das – und ich hoffe, auch Sie finden in diesem stillen Dialog einen Weg zu echter Nähe.

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